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AutorenbildTeresa Kotter

Missed Abortion

In der systemischen Therapie gibt es die Methode, in belastende Situationen "zurück" zu gehen und dem früheren Ich Unterstützung zur Seite zu stellen. Wir können die damalige Situation nicht verändern. Doch unser Gefühl wie wir uns daran erinnern. Wie gern würde ich meinem damaligen Ich zur Seite stehen dass eine Fehlgeburt hatte. Vielleicht können meine damaligen Erfahrungen dir helfen, wenn du ein Kind verlierst. Deshalb teile ich sie heute, am Tag der Sternenkinder mit euch.

Falls dich das Thema sehr berührt überlege gut ob du den folgenden Text liest. Ich möchte dich nicht belasten. Doch ich glaube es ist wichtig das wir mehr über dieses Tabuthema sprechen, das so viele Frauen betrifft. Deshalb teile ich hier meine Erfahrungen.


Ich hatte eine sogenannte missed Abortion. Das Herz meines Babys hörte in den ersten Lebenswochen auf zu schlagen, doch der Fötus verblieb in der Gebärmutter. Mein Hausarzt riet mir damals zur sofortigen Operation. Ich wollte nicht. Mir wurde vermittelt, dass sofortiger Handlungsbedarf bestünde. Heute weiß ich dass dem nicht so ist. In vielen Ländern ist es bei (frühen) Fehlgeburten gängige Praxis abzuwarten. Auch wenn dies manchmal mehrere Wochen dauern kann. Für manche Frauen ist eine Ausschabung das, was sich richtig anfühlt. Doch auch diese muss in vielen Fällen nicht sofort erfolgen. Ich hätte damals noch Zeit gebraucht.

Ich entschied mich aufgrund der Informationen die mir damals zur Verfügung standen für die medikamentöse Einleitung des Aborts. Heute wird das wehenfördernde Medikament Cyclotek nicht mehr importiert.

Leider geriet ich an einen Arzt der mit wenig Einfühlungsvermögen handelte und endete mit einem Abort der auf dem Heimweg in der U-Bahn begann und zuhause endete. Die "kleine Geburt" war das letzte, was ich meinem verstorbenen Baby geben konnte. Ich hätte nicht alleine (bzw. in Begleitung meies Mannes) sein müssen, wie ich heute weiß. Viele Hebammen bieten auch in einem solchen Fall Begleitung an.

Ich dachte auch, man müsse danach einfach "weitermachen". Doch auch nach einer kleinen Geburt braucht es ein (kleines) Wochenbett. Müssen Körper und Seele heilen. Verarbeiten. Das kann ganz unterschiedlich lange dauern. Jede Frau, jede Familie darf hier ihren eigenen Weg gehen. Manchmal kann (fachkundliche) Begleitung dabei gut tun. Meine Trauer über den Verlust begleitete mich länger als erwartet. Kam in Wellen. Und auch heute, mit drei gesunden Kinder an meiner Seite denke ich immer wieder an unser Kind, dass nur so kurz bei uns war. Es einen Platz in meinem Herzen.

Und ich bin froh dass ich heute voll Liebe dorthin schauen kann. Es hätte anders laufen können. Besser laufen können. Ich wünsche mir informierte, kompetente und achtsame Ärztinnen, Therapeutinnen, Hebammen und KrankenpflegerInnen, Doulas und andere Menschen, die mit diesem Thema in Berührung sind.

Ich wünsche mir, das betroffene Familien gut über die verschiedenen Möglichkeiten der Behandlung und Unterstützung aufgeklärt werden. Das Frauen liebevoll begleitet statt gedrängt werden. Das ihnen Begleitung und Betreuung angeboten werden kann wenn sie dies wünschen. Ich wünsche mir, dass wir auch über dieses schmerzhafte Thema sprechen. Damit es uns nicht völlig unvorbereitet trifft wenn es passiert. Und dass wir danach Raum und bei Bedarf auch gute und professionelle Begleitung haben um das Erlebte zu verarbeiten.


Ich habe gelesen, dass man bei Frauen die Kinder haben, im Gehirn Zellen finden kann, die nicht körpereigene sind. Vielleicht sind also auch all unsere Kinder tatsächlich für immer ein Teil von uns. Im Herzen auf jeden Fall.


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