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AutorenbildTeresa Kotter

Anziehen: ein Kinderspiel?

Morgens wenn es schnell gehen muss, oder abends wenn alle müde sind und das "Kooperations-Kontingent" erschöpft ist, ist es bei uns immer wieder eine ganz schöne Herausforderung, dass alle Kinder sich witterungsgemäß, schnell genug und ohne Konflikte an- oder umziehen.


Der Zweijährige trägt aktuell am liebsten so wenig Kleidung wie möglich und die Fünfjährige ist so schnell abgelenkt, dass sie zwischen zwei Socken vergisst, was eigentlich gerade dran war. Das, gepaart mit gestressten Eltern ergibt eine Menge Konfliktpotential. Gerrn teile ich im Folgenden mit euch was uns dabei hilft und freue mich darüber, zu lesen wie ihr das handhabt.

Die "Anziehstraße"

Als unsere Tochter etwa drei Jahre alt war, stieß ich auf die Idee der "Anziehstraße". Abends werden die Kleider in der Reihenfolge hingelegt in der sie am nächsten Morgen angezogen werden. Für uns was das eine wunderbare Lösung, auch wenn anfangs manchmal noch das Nachthemd unter dem Pullover steckte. Noch heute richtet sich unsere Tochter mit viel Liebe und Sorgfalt ihre Anziehstrasse. Nicht jeden Tag, aber immer wieder gern. Anfangs fiel es mir ehrlich gesagt manchmal etwas schwer, ihre wilden Farb- und Musterkombinationen zu ertragen, war es gar zu doll gab ich ihr Feedback, ob sie es umsetzte blieb aber immer überlassen. Auch die rosa-lila-pink-Phase war nicht wirklich mein Geschmack und aktuell hat sie beschlossen nurnoch Jeans zu tragen, weil sie ein Abenteuermädchen ist 🥰 So ändern sich die Selbstbilder und die Geschmäcker... Hilfreich dabei ist auf jeden Fall ein gut sortierter, einfach erreichbarer #Kleiderschrank. Der #KinderKleiderschrank Unsere Kinder haben beide- frei nach #Montessori - einen Kleiderschrank aus dem sie sich selbst ihre Sachen aussuchen und herausnehmen können. Den unseres Sohnes hat mein Mann selbst gebaut, der unserer Tochter ist vom Möbelschweden. Schöne Ideen dazu findet ihr auch hier: https://www.elternvommars.com/2019/02/7-einfache-kleiderschrank-ideen-fur-das.html Wichtig beim Thema Kleiderschrank ist für uns: - dass die Kinder selbst an alles herankommen, - dass der Schrank nicht zu voll ist und alle Kleider gut passen. - dass er Jahreszeitengerecht eingeräumt ist - dass alles seinen festen Platz hat - Kleinteile (wie Socken & Unterwäsche) in Kisten untergebracht sind. Für weniger Chaos, insbesondere auch in der Garderobe, hilft übrigens: "weniger ist mehr". Auch dort hat alles seinen Platz und ist für die Kinder erreichbar. 2 Schals/Mützen/Handschuhe und Jacken pro Person reichen völlig. Ersatzteile werden, falls vorhanden, anderswo verstaut. Wir passen den Schrankinhalt immer der jeweiligen Jahreszeit und natürlich der Größe des Kindes an. Am liebsten gemeinsam mit dem Kind. Der Zweijährige baumelt aktuell allerdings lieber an der Kleiderstange, der Schrankinhalt interessiert ihn wenig. Auch das ist völlig ok. Das Angebot steht. Ich finde es so schön dass die Kids auch in diesem Bereich selbstwirksam sein können. Kleidung ist nicht nur eine schützende Hülle, sondern manchmal auch ein wichtiger Teil unserer Identität.


Und wie zieht man ein Kleinkind an, das nicht angezogen werden möchte?


Im besten Fall gar nicht.

Man zieht es einfach dann an, wenn es dazu bereit ist. Oder unterstützt es dabei sich selbst anzuziehen.

Unser Söhnchen trägt (wenn möglich) über mehrere Tage - auch nachts - den selben Wolle-Seide-Body. Dann ist die Gefahr das er sich erkältet schonmal nicht so groß wenn er davon springt.


Doch manchmal gibt es gute Gründe, warum man nicht so lange warten kann, bis das Kind von sich aus bereit ist.

Bei uns hilft manchmal folgendes:


- Nonsensspiele: z.B.

- der Pullover ist ein Kitzel-Drache,

- Mama hat völlig vergessen wie das geht mit dem Anziehen

- Anziehen verboten


Weitere Ideen:

- Abends angezogen ins Bett legen (Tipp von Nicola Schmidt) - super wenn es richtig schnell gehen muss am Morgen.

- gleichzeitig mit dem Kind anziehen

- selbst Kleidung aussuchen lassen

- wählen lassen wer anzieht oder wo angezogen wird

- selbst mitwirken lassen


Falls alles nichts hilft und es die Witterung erlaubt: das Kind so mitnehmen wie es ist und/oder im Fahrradsitz/Strassenbahn/Kindergarten/... fertig anziehen. Das klappt bei uns sehr gut. Zum einen merkt das Kind ggf das der Boden zu kalt oder zu nass ist um ohne Schuhe raus zu gehen, zum anderen wechselt man das Setting. Das hilft generell häufig bei festgefahrenen Situationen.


Vor allem aber: Geduld und innere Ruhe. Die Welt geht nicht unter wegen ein paar Minuten Verspätung. Bei uns selbst zu bleiben und innerlich klar zu haben was wir wollen.

Das war für mich die wichtigste Lektion.

Wenn wir selbst bei uns den Druck raus nehmen, klappt es oft viel besser. Häufig erledige ich nochmal kurz etwas anderes um es dann wenige Minuten später erneut zu versuchen.

Und auch die Frage: ist das jetzt wirklich notwenig? Oder kann das Kind heute auch einfach ausnahmsweise so ins Bett gehen wie es ist?





Und oft ist es auch einfach so, dass unsere Kinder einen guten Grund haben, warum sie nicht kooperieren. Denn: "Kinder stehen morgens auf, um sich Mühe zu geben. Darauf können wir vertrauen." Sagt Herbert Renz-Polster. Vielleicht möchte das Kind beispielsweise nicht in den Kindergarten. Braucht erstmal dringend noch eine Kuscheleinheit oder ist gerade mit etwas sehr wichtigem beschäftigt. Gut ist auch imm erstmal zu schauen: sind die Grundbedürfnisse erfüllt? Oder brauchen wir beide vielleicht erstmal einen Schluck zu Trinken und müssen einmal durchatmen bevor wir weitermachen können?


Ich finde es sehr wichtig Gewalt zu vermeiden. Insbesondere wenn es ums Wickeln und andere intime, körpernahe Verrichtungen geht. Von uns lernen die Kinder, was in Ordnung ist im Umgang mit Ihnen und übertragen dies auch auf ihren Umgang mit anderen.

Selbstbestimmung darüber, was mit dem eigenen Körper passiert ist so wichtig. Das ist es Wert notfalls ein paar Minuten später zu kommen. Oder ein Kind ohne Jacke mit raus zu nehmen. Wenn es friert können wir sie ihm jederzeit anbieten. Und irgenwann wird es das alles bestimmt ganz selbstverständlich alleine machen und braucht uns nicht mehr. Das kommt vermutlich schneller als wir denken..


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