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AutorenbildTeresa Kotter

Hausgeburt

"Wow! Du planst eine Hausgeburt?!?" Erst nachdem mich das neulich mal wieder jemand leicht schockiert fragte, wurde mir wieder bewusst, dass dies für viele eine verrückte Vorstellung ist.

Darüber, was nach unserer Erfahrung und meinem Wissen die Vorteile einer Hausgeburt sind, schreibe ich in diesem Beitrag.


Denn ich glaube das diese vielen überhaupt nicht bekannt oder bewusst sind. Bitte versteht dies nicht als Wertung. Jeder sollte den Geburtsort wählen dürfen mit dem er sich am wohlsten fühlt (außer natürlich es gibt zwingende medizinische Gründe). Jede Familie, jede Geburt ist einzigartig und ich schätze es sehr das wir Wahlmöglichkeiten haben. Ich möchte euch ermutigen euch zu informieren, damit ihr den bestmöglichen Weg für euch als Familie finden könnt ❤

Unsere Erstgeborene kam im Geburtshaus in Berlin zur Welt. Und was mich damals gestört hat, waren die Hin- & Rückfahrt. Deshalb lag der Gedanke nahe, unseren Sohn zuhause zu gebären. Durch unseren Umzug nach Freiburg war das auf einmal auch die einzige Option neben einer Geburt im Krankenhaus, denn leider gibt es hier kein Geburtshaus mehr. Das ändert sich hoffentlich bald und das Geburtshaus Freiburg freut sich sehr über Unterstützung. (www.gofundme.com/f/ein-geburtshaus-fuer-freiburg) Die Geburt unseres Zweitgeborenen ging nach eineinhalb Tagen leichten Vorwehen zwei Nächte später sehr schnell. Unsere Hebamme kam gerade noch pünktlich um unser Söhnchen aufzufangen. Und so war es für uns eigentlich keine Frage, wo unser drittes Kind zur Welt kommen soll. Es war die "ganz natürliche" Entscheidung. Voraussetzung war allerdings, überhaupt eine Hebamme zu finden. Das war diesmal aufgrund des nah an Weihnachten liegenden Geburtstermins gar nicht so einfach. Falls ihr mit der Idee einer Hausgeburt liebäugelt: Kümmert euch unbedingt frühzeitig! Doch auch wenn ihr euch erst spät entscheidet: meist findet sich ein Weg. So war es damals auch bei uns nach unserem Umzug..


Und selbst wenn ihr lieber in einer Klinik entbindet, eine Begleitung durch eine Hebamme während der Schwangerschaft ist so wertvoll! Diese besucht euch (meist) zuhause und bringt jede Menge Zeit, Erfahrung, Fachwissen und ein offenes Ohr mit. Ich wurde sehr in meinem Vertrauen in mich und meinen Körper, in meinem Selbst-bewusst-sein gestärkt und konnte über meine Ängste und Sorgen sprechen.


Übrigens: Falls ihr euch für eine Geburt im Krankenhaus entscheidet, gibt es die Möglichkeit dass ihr von einer sogenannten Beleghebamme begleitet werdet, diese kann dann kontinuierlich bei euch bleiben, muss sich nicht zusätzlich um andere Patientinnen kümmern oder euch wegen Schichtende während der Geburt verlassen. Auch hier unbedingt frühzeitig kümmen.

Zudem gibt es die Möglichkeit sich unter der Geburt bin einer Doula begleiten und unterstützen zu lassen.

Noch in den 50ern war es normal, Kinder zu Hause zu gebären. Unser Blick auf Geburt hat sich sehr verändert und ich finde es schade, dass für viele dieses Ereignis mit so viel Angst verbunden ist. Wir alle haben gelernt: eine Geburt ist schwierig (kleines Becken, großer Kopf, usw..) und die meisten von uns kennen Geschichten die dies bezeugen. Doch viel sinnvoller wäre laut Michel Odent (Geburtsforscher, Arzt und Autor) sagt so schön: wir sollten unseren Blick auf Geburt verändern und uins fragen: warum haben manche Frauen einfache Geburten? Welche Rahmenbedingungen Gebärende dafür brauchen, ist gut erforscht: Schutzbedingungen im ganz ursprünglichen Sinne. Wärme, Vertrautheit, Geborgenheit und gedämpftes Licht. Bewegungsfreiheit und die Möglichkeit, sich von der Kraft der Wehen und dem Geburtsschmerz leiten zu lassen. Kontinuierliche und einfühlsame Begleitung. Kein Stress, keine Hektik, kein Lärm, kein grelles Licht. Keine Berührungen wider Willen. Keine rationale Ansprache. Selbst einfache Fragen können den Geburtsverlauf stören.

Denn es gilt den Verstand abzuschalten. Unser "Säugetiergehirn" weiß wie Geburt funktioniert und initiiert die passenden Geburtshormone. Diese steuern die Wehen, nehmen Schmerzen ihre Spitze, geben Kraft und Zuversicht. Und erleichtern nach der Geburt den Bindungsaufbau, das Stillen und die Wundheilung, umhüllen uns mit Glückseligkeit und Liebe. (Stichwort Oxytocin) Während meiner Geburten fühlten sich selbst kleine "Eingriffe" wie das Abhören des Herzschlags oder das Ertasten des Muttermundes schon als störend an. Bei Geburten im Krankenhaus wird glaube ich häufig mehr "interveniert", beispielsweise durch den Einsatz eines CTGs auch während der Geburt oder dem routiniertemäßigem Legen eines Zugangs (das wird nicht immer gemacht, informiert euch ggf vorher!) Durch die Ruhe zuhause, durch das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit konnte ich mich ganz auf den Geburtsprozess einlassen. Kein Zeitdruck, kein Personalwechsel o.ä. drohte. Ich musste mich weder einer Autofahrt ins Krankenhaus noch einer neuen Umgebung oder fremden Personen aussetzen. Zuhause ist alles vertraut und wir konnten es uns so einrichten, wie wir es uns wünschten. Und die Hausgeburtshebamme ist mit dabei, ggf in Begleitung einer zweiten Fachkraft. Mehr Menschen hätten mich unter der Geburt definitiv überfordert. Ich habe mich immer wieder zurück gezogen um alleine zu sein. Unser Sohn wurde in ein wunderschöne Atmosphäre hineingeboren und liebevoll empfangen. Der schönste Moment für mich war neben der allerersten Begegnung mit meinem Sohn, dass kurz darauf neben meinem Mann auch unsere Tochter mit dabei sein konnte. Wir alle beisammen waren und uns einfach miteinander einkuscheln konnten. Gefühlt haben mein Mann und ich die Geburten miteinander gemeistert, begleitet von zurückhaltenden, erfahrenen und liebevollen Hebammen. Eine so wertvolle Erfahrung ❤ Und noch ein weiterer Aspekt spricht für Hausgeburten: das häusliche Keimmilieu ist vertraut und das mütterliche Mikrobiom, welches unter der Geburt und auch beim Stillen an das Baby weiter gegeben wird, optimal an die gewohnte Umgebung angepasst ist. Leider ist eine Hausgeburt deutlich teurer als die Geburt in einer Klinik, wo gewöhnlich alle Kosten übernommen werden. Obwohl es für die Krankenkasse eigentlich deutlich günstiger ist wenn Kinder zuhause geboren werden. Wir zahlen 500€ für die Rufbereitschaft unserer Hebamme, die Hälfte davon übernimmt die Krankenkasse.

Zudem müssen wir ein paar Dinge besorgen, neben der üblichen Erstausstattung, beispielsweise saugfeste Unterlagen. Ich habe nur bruchstückhafte Erinnerungen an meine Geburten. Währenddessen war ich jedes Mal einfach im Flow. Da hätte ich sonstwo sein können. Doch gerade diesen Flow, diesen ganz besonderen, auch durch Hormone hervorgerufenen Zustand braucht es für eine einfache Geburt.

Bestimmt ist dieser (unter den richtigen Bedingungen) auch im Krankenhaus oder anderswo möglich. ich empfehle euch, euch während der Schwangerschaft gut zu informieren und dann zu entscheiden unter welchen Bedingungen ihr gebären möchtet. Ich finde es so ungemein wichtig, dass wir die Wahl haben und hoffe sehr, dass die Politik endlich die Kurve bekommt und Hebammen besser unterstützt, Geburtshäuser fördert und nicht noch weitere Geburtskliniken geschlossen werden. Denn es ist nicht egal, wie wir geboren werden.

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